Reibungsloser Start für Solaranlagen: Worauf es bei der Inbetriebnahme ankommt

Reibungsloser Start für Solaranlagen: Worauf es bei der Inbetriebnahme ankommt

Wer eine Photovoltaikanlage plant, denkt oft nur an Module und Wechselrichter. Doch der entscheidende Schritt beginnt erst nach der Montage: Die fachgerechte Inbetriebnahme. Sie entscheidet nicht nur über die sichere Einspeisung ins Netz, sondern ist auch Voraussetzung für eine lange Lebensdauer und hohe Effizienz der Anlage.

Der Weg zur Netzfreigabe: Schritt für Schritt

Bevor der erste Sonnenstrahl offiziell Strom ins öffentliche Netz einspeist, sind mehrere Prüfungen notwendig. Alles beginnt mit der sogenannten Fertigstellungsanzeige oder einem Inbetriebsetzungsantrag, der beim örtlichen Netzbetreiber eingereicht wird. Der zuständige Elektrofachbetrieb muss mit Unterschrift bestätigen, dass die PV-Anlage nach allen geltenden Vorschriften – insbesondere den VDE-Normen und den Technischen Anschlussbedingungen (TAB) – errichtet wurde.

Wichtige Unterlagen für die Netzfreigabe

Neben dem Antrag verlangt der Netzbetreiber eine ganze Reihe technischer Nachweise – von Schaltplänen, über eine Konformitätserklärung der Wechselrichter, bis hin zur Beschreibung des Einspeisepunkts. Nur wenn alle Unterlagen vollständig und korrekt vorliegen, wird ein Termin für die Abnahme vereinbart.

Kontrolle durch den Netzbetreiber: Kein Detail bleibt unbemerkt

Ein Vertreter des Netzbetreibers prüft die Anlage vor Ort. Die Kontrolle umfasst unter anderem:

  • Visuelle Inspektion und Vergleich mit Planungsunterlagen
  • Überprüfung der Zugänglichkeit aller Komponenten
  • Kontrolle der Erdung und des Potentialausgleichs
  • Funktionstest der Messeinrichtung und des PV-Zählers

Nur wenn alle Prüfungen bestanden sind, wird die Freigabe zur Netzeinspeisung erteilt.

Erstprüfung nach Norm – mehr als nur ein kurzer Blick

Die technische Erstprüfung durch den Errichter ist gesetzlich vorgeschrieben. Sie erfolgt auf Wechselstromseite (AC) und Gleichstromseite (DC) getrennt. Grundlage sind unter anderem die Normen VDE 0100-712, VDE 0100-600 und VDE 0126-23-1.

Besichtigt wird zunächst die gesamte Installation, gefolgt von Messungen wie:

  • Isolationswiderstand der Gleichstromkreise
  • Leerlaufspannung und Kurzschlussstrom jedes Strangs
  • Durchgängigkeit von Erdungs- und Potentialausgleichsleitern

Ein Beispiel: Bei der Messung des Erdungswiderstands kommt ein Prüfstrom von mindestens 200 mA zum Einsatz. Der gemessene Wert sollte unter 1 Ohm liegen – feste Grenzwerte gibt es allerdings nicht, üblich sind jedoch Werte unterhalb dieser Marke.

Sicherheitsrelevante Prüfungen: Keine Toleranz für Fehler

Vor der finalen Verbindung der Solarmodule sind Polaritätsprüfungen entscheidend – Fehler können hier teure Schäden verursachen. Auch die Funktionsprüfung jedes Strangs am Wechselrichter gehört zum Standard.

Bei Anlagen mit komplexer Elektronik auf Modulebene sind zusätzliche Prüfungen erforderlich, abgestimmt auf die jeweilige Systemarchitektur.

Fazit: Inbetriebnahme ist mehr als ein Knopfdruck

Die erste Einspeisung ins Netz markiert den Beginn eines neuen Lebenszyklus der PV-Anlage – sie darf erst erfolgen, wenn alle technischen Prüfungen und Dokumentationen abgeschlossen sind. Eine lückenlose Protokollierung ist dabei nicht nur Pflicht gegenüber Netzbetreiber und Versicherung, sondern schützt auch vor späteren Haftungsrisiken.

Ob private Anlage auf dem Hausdach oder gewerbliche Großinstallation: Nur mit einem sorgfältig dokumentierten Inbetriebnahmeprozess läuft die Anlage sicher, effizient – und vor allem: gesetzeskonform.

Quelle: elektro.net