Unternehmensnachfolge im Mittelstand: Warum rechtzeitige Planung wichtiger denn je ist

Unternehmensnachfolge im Mittelstand: Warum rechtzeitige Planung wichtiger denn je ist

Mehr als 150.000 mittelständische Betriebe in Deutschland suchen aktuell einen Nachfolger. Doch viele Unternehmer unterschätzen die Komplexität – und starten zu spät mit der Planung.

Die deutsche Wirtschaft steht vor einem Generationenwechsel im Mittelstand. Tausende familiengeführte Betriebe müssen in den kommenden Jahren übergeben werden – doch viele Inhaberinnen und Inhaber stehen dabei vor einer Herausforderung: Wer übernimmt das Lebenswerk? Und wie kann das Wissen der bisherigen Generation bewahrt werden?

Michael Eidenmüller von Auto-Scholz in Bamberg kennt diese Situation. Als dritter Geschäftsführer in der Familienlinie tritt er in die Fußstapfen seines Vaters und Großvaters – letzterer legte einst den Grundstein mit einem kleinen Taxiunternehmen, das sich später zur Mercedes-Benz-Generalvertretung entwickelte. Heute führt Eidenmüller den Betrieb gemeinsam mit seiner Tochter. „Ich sehe diese große Aufgabe mit Respekt. Vor allem aber ist es eine große Ehre und eine Wahnsinns-Chance, diese Möglichkeit zu haben“, betont sie.

Der richtige Zeitpunkt ist entscheidend
Unternehmerinnen und Unternehmer sollten spätestens mit 55 Jahren aktiv mit der Nachfolgeplanung beginnen. Denn eine reibungslose Übergabe braucht Zeit – im Idealfall bis zu zehn Jahre. Nur so lassen sich rechtliche, steuerliche und organisatorische Herausforderungen systematisch angehen. Zudem bietet ein früher Start genügend Raum, um Mitarbeitende einzubinden und den richtigen Nachfolger zu finden.

Ein Versäumnis an dieser Stelle kann gravierende Folgen haben. Laut Nachfolge-Expertin Ulbrich „stellen der Verlust von unternehmerischem Know-how, Kundenbeziehungen und betrieblicher Stabilität die größten Risiken dar, wenn die Nachfolge nicht rechtzeitig und strategisch geregelt wird.“

Fachkräftemangel auch bei Unternehmensnachfolgern
Die Zahl ist alarmierend: Über 150.000 mittelständische Unternehmer in Deutschland suchen aktuell jemanden, der ihr Unternehmen übernimmt. Die Auswahl geeigneter Kandidaten ist jedoch begrenzt. Neben wirtschaftlichem Know-how braucht es auch den Willen, ein Unternehmen in unsicheren Zeiten zu führen. Doch gerade in einer alternden Gesellschaft ist der Kreis an potenziellen Nachfolgern oft überschaubar.

Marke statt Familienname – Wie Vertrauen erhalten bleibt
Insbesondere bei Traditionsunternehmen ist Vertrauen der Kunden ein zentraler Erfolgsfaktor. Dieses lässt sich gezielt stärken, wenn die Firmengeschichte aktiv nach außen kommuniziert wird – etwa über die Website oder in sozialen Medien. „Mithilfe der Firmenwebsite und der sozialen Medien lässt sich die langjährige Historie nach außen tragen: Wie viele Jahre ist das Unternehmen schon im Geschäft? Über wie viele Generationen hinweg? Wer war der Gründer? Welche Meilensteine?“, empfiehlt Markus Stück, CEO von ToolTime.

So werde der Betrieb nicht nur als Firma, sondern als Marke mit Persönlichkeit wahrgenommen – ein entscheidender Faktor, um Kunden auch in der Übergabephase zu halten.

Digitalisierung als Brücke zwischen den Generationen
Ein oft unterschätzter Schlüssel für eine gelungene Übergabe: digitale Prozesse. Sie helfen nicht nur dabei, Wissen zu bewahren, sondern machen es auch dem Nachfolger einfacher, sich einzuarbeiten. Auto-Scholz hat diesen Weg früh eingeschlagen. Statt handschriftlicher Notizen dokumentiert heute moderne Software jeden Servicevorgang transparent. Die digitale Erfassung der Werkstatt-Historie ist für die neue Generation ein echter Vorteil – und ein Pluspunkt für Kundenbindung.

Steuerfallen vermeiden – rechtzeitig Experten einbinden
Neben operativen Fragen sind rechtliche und steuerliche Aspekte häufig Stolpersteine im Nachfolgeprozess. Cornelia Weckwert, Rechtsanwältin und Steuerberaterin bei der Kanzlei Dr. Weckwert & Kollegen, warnt: „Die rechtlichen und steuerlichen Fragen sind komplex.“ Besonders im Bereich Körperschafts-, Gewerbe- und Grunderwerbssteuer könne es teuer werden, wenn Laien versuchen, alles selbst zu regeln. Ihr Rat: Den Übergabeprozess stets mit fachkundiger Begleitung durch Anwälte und Steuerberater angehen.

Laut dem Bundesverband Mergers & Acquisitions e.V. finden in Deutschland jährlich rund 400.000 Betriebsverkäufe statt – mit Verkaufspreisen zwischen 200.000 und 700.000 Euro, je nach Branche und Standort. Doch die meisten Betriebe haben laut Experten noch keine Regelung getroffen. Wer also die Zukunft seines Unternehmens sichern will, sollte jetzt aktiv werden.

Fazit: Die Unternehmensnachfolge ist keine Aufgabe für später – sondern eine strategische Herausforderung, die Weitsicht und professionelle Unterstützung erfordert. Wer frühzeitig plant, digitalisiert und kommuniziert, schafft die besten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Generationswechsel.

Quelle: kfz-betrieb