Weniger Bürokratie im Handwerk: Konkrete Vorschläge für kleine Betriebe

Weniger Bürokratie im Handwerk: Konkrete Vorschläge für kleine Betriebe

Handwerksbetriebe klagen seit Jahren über wachsende Bürokratie. Eine neue Studie zeigt nun, wie groß die Belastung wirklich ist – und welche Maßnahmen sofort helfen könnten.

Handwerksunternehmer in Deutschland kämpfen nicht nur mit Fachkräftemangel und steigenden Kosten, sondern auch mit einem immer größer werdenden Berg an Formularen, Meldepflichten und Dokumentationen. Besonders kleine Metallbaubetriebe trifft es hart: Eine aktuelle Untersuchung im Auftrag der Handwerkskammer Dresden belegt, dass Betriebe mit 5 bis 15 Mitarbeitenden jährlich rund 75 Arbeitstage ausschließlich für Bürokratie aufbringen müssen. Das entspricht knapp 600 Arbeitsstunden – eine enorme Zusatzlast, die Unternehmern Zeit und Geld raubt.

Die Studie der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) beziffert die durchschnittlichen Bürokratiekosten auf etwa 22.000 Euro pro Jahr. Die meiste Zeit beanspruchen Aufgaben, die aus der Arbeitgeberrolle entstehen – von Arbeitszeiterfassung über Datenschutz bis hin zu gesetzlichen Aushangpflichten.

Sieben Maßnahmen für weniger Verwaltungsaufwand

Um die Belastung spürbar zu reduzieren, haben die Forscher gemeinsam mit Betrieben konkrete Lösungsansätze entwickelt:

  1. Statistikpflichten entschlacken
    Statt immer neue Erhebungen zu starten, sollen sogenannte „Statistikpausen“ eingeführt werden. Außerdem könnten Meldepflichten im Rotationsverfahren auf verschiedene Betriebe verteilt werden, damit nicht immer dieselben Unternehmen belastet sind.
  2. Datenschutz an Betriebsgröße anpassen
    Kleinunternehmen mit unter zehn Mitarbeitenden sollten von bestimmten Datenschutzregeln ausgenommen werden. Einheitliche Vorlagen und staatlich geprüfte Software könnten den Rest deutlich vereinfachen.
  3. Flexiblere Arbeitszeiten ermöglichen
    Die starre tägliche Höchstarbeitszeit soll durch eine Wochenarbeitszeit ersetzt werden. Damit könnten Betriebe Auftragsspitzen besser abfedern, ohne ihre Mitarbeiter zu überlasten.
  4. Doppelte Meldepflichten abschaffen
    Viele Firmen müssen dieselben Daten mehrfach an die Arbeitsagentur übermitteln. Dieser bürokratische Mehraufwand soll künftig entfallen.
  5. Aufbewahrungsfristen verkürzen
    Unterlagen aus Handels- und Steuerrecht sollen statt zehn künftig nur noch sechs Jahre archiviert werden. Langfristig wünschen sich die Betriebe eine Reduzierung auf fünf Jahre.
  6. Gefährdungsbeurteilungen praxisnah gestalten
    Standardisierte Vorlagen und flexible Prüffristen sollen kleinen Unternehmen helfen, die Anforderungen leichter umzusetzen – ohne Abstriche bei der Sicherheit.
  7. Aushangpflichten digitalisieren
    Gesetzlich vorgeschriebene Aushänge in Pausenräumen gelten vielen Betrieben als überholt. Digitale Zugänge zu Informationen wären einfacher, günstiger und zeitgemäß.

Handwerk fordert klares Signal von der Politik

Für Jörg Dittrich, Präsident der Handwerkskammer Dresden und des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), ist die Studie ein Weckruf:
„Jetzt ist klar belegt, wie groß die bürokratische Belastung für kleine und mittlere Handwerksbetriebe inzwischen ist. Es ist höchste Zeit, dass die Politik handelt und für echte Entlastung sorgt.“

Mit den Maßnahmen liegt der Politik nun ein konkreter Fahrplan vor. Ob die Vorschläge auch umgesetzt werden, hängt entscheidend davon ab, ob Bund und Länder den Mut haben, Bürokratieabbau endlich ernsthaft voranzutreiben.

Quelle: NDH